Beschreibung der Figuren

Bauernjörg

Hinter dem harmlos klingenden Spitznamen “Bauernjörg“ verbirgt sich einer der brutalsten Kriegsverbrecher und Sadisten seiner Zeit. Georg Truchsess von Waldburg.
Er hatte keinerlei Skrupel, abertausende Bauern nach der gewonnenen Schlacht von Böblingen von seinen Landsknechten abschlachten zu lassen, ihre Dörfer zu verbrennen und Frauen und Kinder verhungern zu lassen. Der “Schwäbische Bund“ zahlte dafür prächtig und Kaiser Karl V. pries ihn als Retter des Reichs. Er belohnte ihn unter anderem mit Liegenschaften, der Verleihung des Zolls, und der Erhebung zum Baron. Gegen den Wunsch anderer Adliger ließ er sogar die überlisteten Verhandlungsführer der Bauern umbringen, die auf den Schein-Vertrag von Weingarten hereinfielen, der ihnen fast  nichts, aber dem Truchsess wertvolle Zeit für die Verstärkung seines Heeres brachte. “Mitgefangen mitgehangen!“ sein zynischer Kommentar. Für die allermeisten dieser militärischen Menschenschinder spielt neben Ruhm und Macht die persönliche Bereicherung eine wichtige Rolle. Das hat sich, stetig wiederkehrend, bis heute nicht geändert. Hatten die Vorfahren des Jörg Truchsess von Waldburg ihm noch Schulden in Höhe von 105 700 fl hinterlassen, legte der “Bauernjörg“ sein ergattertes Vermögen durch Darlehen und Hypothekengeschäfte gewinnbringend an. Reichtum und kaiserliche Ehrungen konnte er aber nicht lange genießen. An Syphilis erkrankt, holte ihn 5 Jahre nach der Schlacht von Böblingen der Teufel persönlich ab. Sich in seinen allerletzten Jahren der Diplomatie statt dem Massenmord zugewendet zu haben, war denn auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Erben des “Bauernjörg“ vermehrten das Vermögen unaufhörlich bis heute. Durch ihre Finanzmacht können sie es sich leisten und entsprechend Druck ausüben, dass abhängige Biographen, Hofberichterstatter und Medien zu geradezu perversen Lobhudeleien genötigt werden, oder es aus Opportunismus freiwillig tun. So auch ein ehemaliger Student der von einem Waldburg-Vetter subventionierten pädagogischen Hochschule Weingarten in seiner Zulassungsarbeit:
“Wenn dieser Aufruhr nicht durch einen so milden, friedlichen, klugen, weisen Feldherren, wie Truchsess Georg einer war, gestillt worden wäre, welch große Übel hätte Deutschland dann zu kosten bekommen, welche Ströme von Blut wären dann geflossen. Auch seine Untertanen haben ihn im Grunde nicht gehasst, eher geliebt, obwohl sie im Bauernkrieg gegen ihn aufstanden. Dies aber war unter dem Zwang von außen geschehen.“
Es wäre für die Nachfahren des “Bauernjörg“ an der Zeit, sich der Geschichte ehrlich zu stellen, statt sie zu klittern und in ihrem heimatlichen Weingarten eine “Bauernjörgsstraße“ zu kreieren.
Die Hinrichtung des Grafen Ludwig von Helfenstein.
Zu Osten 1525 traf Graf von Helfenstein in Weinsberg ein, um Stadt und Burg vor den Bauernhaufen zu schützen.
Auf dem Weg ließ er alle Bauern, denen er begegnete, kurzerhand ermorden. Er wurde zur Hassfigur.
Am Ostersonntag stürmten die Bauern Weinsberg, und ließen Helfenstein und seine Ritter durch Spießrutenlaufen abstechen. Eine besonders schändliche Art der Hinrichtung.
Helfenstein hatte den Bauern großmäulig gedroht, alle ihre Dörfer zu verbrennen, wenn sie nicht abzögen. Frau Gräfin setzten sie zur Heimkehr auf einen Mistwagen.
Als “Weinsberger Blut-Ostern“ ging das Ereignis in die Geschichte ein.
Für Weinsberg hatte es katastrophale Folgen. Der Schwäbische Bund und die Landesregierung wollten unbedingt ein Exempel statuieren. Ohne Beweise, die Bauern unterstützt zu haben, wurde Weinsberg niedergebrannt und ihrer Stadtrechte auf Jahrzehnte beraubt.
Die Hochzeit der entlaufenen Nonnen
Zu Ostern 1523, flüchtete Katharina von Bora und 11 weitere Nonnen aus dem Kloster. Angeregt von den Schriften Luthers hatten sie das Klosterleben satt. In Heringsfässern versteckt, wurden sie mit Hilfe des Ratsherrn Leonard Kopper rausgeschmuggelt. In Wittenberg vermittelte ihnen Luther “ehrenwerte Männer“ als Ehemänner und Ernährer. Entgegen dem Rat seines Freundes Melanchton heiratete Luther die als “Mönchshure“ geschmähte Katharina von Bora und löste damit einen Kirchen-Skandal aus. Nonnen waren schließlich mit Jesu verheiratet, Bigamie und der Verstoß gegen den Zölibat galten mitunter als Ketzerei. Luther blieb standhaft und lehnte Zölibat öffentlich mit der Begründung ab, dieser bringe nur Heuchelei hervor, trenne die Geistlichen von den Laien, und der Ehestand sei ein göttlich edles Geschäft.
Gegenüber den Bauern zeigte sich Luther weniger solidarisch. 1525 verfasste er nach der Bluttat von Weinsberg die Schrift;  “Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“. Als “Fürstenknecht“ verspottet, forderte er, die Erhebung radikal niederzuschlagen. „Man soll sie zerschmeißen, würgen. stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“
Die Schlacht von Böblingen
Am 12.Mai 1525 fand vor Böblingen eine der Entscheidungsschlachten im Bauernkrieg statt. Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit wurden die Bauern innerhalb kürzester Zeit von den Söldnern des Truchsess von Waldburg vernichtend geschlagen. Es folgte ein brutales Strafgericht der Sieger.
Hauptgrund für die Niederlage war die unzureichende Bewaffnung der Bauern. Mit Dreschflegeln Messern und umgebauten Sensen kann gegen Rüstungen nicht viel ausgerichtet werden.
Dazu kamen fehlende Disziplin und Streitigkeiten untereinander. Damit war der Traum von Freiheit und Gerechtigkeit erst einmal ausgeträumt.
Die Hinrichtung des Jäcklein Rohrbach
Der Bauernführer Jäcklein Rohrbach war der Hauptverantwortliche für die Hinrichtung des Grafen Helfenstein und seiner Burgbesatzung in Weinsberg.
Gegen den diplomatischen Rat gemäßigter Bauernführer setzte Rohrbach die schändliche Prozedur durch. Die Bauern hatten wegen dieser Grausamkeit fortan einen mächtigen Gegner; Martin Luther.
Zwei Tage nach der Schlacht von Böblingen wurde Rohrbach vom Burgvogt von Asperg gefangen genommen und an den Truchsess von Waldburg ausgeliefert.
Der für seinen Sadismus berüchtigte Heerführer in Diensten des Schwäbischen Bundes und des Adels ließ Rohrbach an einen Weidenbaum anketten und bei lebendigem Leib“ grillen“, wie er sich zynisch und schadenfroh ausdrückte.
Der Flötenspieler, der das Abstechen des Helfensteiners und seiner Ritter einst musikalisch begleitet hatte, wurde ebenfalls eingefangen und gegrillt.
Seine Schmerzensschreie müssen besonders lustig gewesen sein, und der Truchsess freute sich aus ganzem Herzen, dass man den Spaßvogel erwischt hatte.
Das Lachen der Täter gehört bei mörderischen Veranstaltungen oftmals bis heute dazu. So soll 2011 der rechtsextreme Norweger Breivic während der Ermordung von 77 Menschen auch noch gelacht haben.
Völlerei der Oberschicht
Die Völlerei, auch Fresserei genannt, gehörte im Hochmittelalter zu einer der sieben Todsünden.
Vor allem die Oberschicht wurde mit dem Vorwurf der Völlerei konfrontiert, da die unteren Schichten zu arm waren, um sich derart große Mengen an Speisen leisten zu können.
Verschiedenste Fleischsorten, Saucen, Kuchen, Eier, Fische, Vögel Kaninchen Wachteln, Orangen, Quitten und noch mehr deckten die Tafeln.
Wer der Völlerei nachgab, sollte der Kirche nach “in des Teufels Küche kommen“, und im Jenseits mit teuflischer Zwangsernährung bestraft werden.
Die Geistlichkeit schreckte eine solche Zwangsernährung offenbar nicht, im Gegenteil.  Sie ließ es sich schmecken:
“Erst  kommt das Fressen, dann die Moral.“ (Bert Brecht)
Es ist nicht ohne Ironie, dass sich der Privilegien-Bewahrer und Bauernverächter Kaiser Karl V. buchstäblich zu Tode fraß. Unter entsetzlichen Qualen starb er in einem Kloster an der Gicht.