Karriereleiter

Auf diesem künstlerisch wertvollen Klettergerüst werden "Hoffnungslust und Angstneurose der Angestelltenkultur durchgeturnt.

Interview

 

Kultur

Bildhauer Lenk: „Nadelstiche ins Sitzfleisch“

Freitag, 13.09.2013, 08:29

dpa / Patrick Seeger

Der Bildhauer und Satiriker Peter Lenk provoziert gerne. Vor allem mit der Darstellung historischer oder zeitgenössischer (Polit)-Prominenz.

Sein neustes Werk „Kampf um Europa“ am Bodensee zeigt die griechische Göttin, die von kleinen Figuren belagert wird. Sie hängen an ihren nackten Brüsten, sitzen auf ihrem Kopf – und sehen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) sehr ähnlich. Im Interview über das Verhältnis von Politik und Kunst macht Lenk aber nur wenig Worte: „Ich will da nicht so viel schwätzen“, sagt er.

Frage: Welche Bilanz ziehen Sie nach vier Jahren Schwarz-Gelb über die Kulturpolitik der Regierung?

Antwort: Die Politiker aller Fraktionen beten ja ständig: „Kunst und Kultur sind Zukunftsmotoren der Gesellschaft.“ Die Realität sieht aber anders aus. In Berlin werden inzwischen Kunstwerke über Nacht im öffentlichen Raum abgerissen, ohne die Künstler auch nur zu informieren. Teile der East Side Gallery an der Berliner Mauer beispielsweise, um einen besseren Zugang zu Luxuswohnungen zu schaffen. Und nach fünf Jahren meine 15 Meter hohe „Karriereleiter“ vor der Investitionsbank Berlin, weil deren Vorstandsvorsitzenden die sozialkritische Botschaft nicht passt. Das ist Machtergreifung der Geld- und Spießbürger über die Kultur.

Frage: Was erwarten Sie vor diesem Hintergrund von einer neuen Bundesregierung?

Antwort: Wortbruch. Wie immer. Oder sagen wir mal: Wortbruch, wie meistens. Sind wir mal nicht so hart.

Frage: Kann man als Intellektueller oder Kulturschaffender die Politik überhaupt noch beeinflussen?

Antwort: Das müssen Sie die Politiker fragen.

Frage: Aber aus Ihrer Sicht – haben Sie das Gefühl, Wirkung zu erzielen?

Antwort. Da müssen Sie wirklich die Politiker fragen. Das kann ich nicht sagen.

Frage: Hat Kunst denn eine politische Wirkung?

Antwort: Für mich als Satiriker bestenfalls Nadelstiche ins Sitzfleisch.

Frage: Aber die müssen sein?

Antwort: Ja. Das schaffen wir – immerhin. (lacht)

dpa

 

 

p.s. Einer dieser Politker war der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz. Gegen den Abriss der Karriereleiter hatte er keinerlei Einwände. Seine Leidenschaft galt der Gedenkkultur, der Erinnerung an die von den Nationalisten "zerstörte Vielfalt". Inzwischen fiel der Heuchler selber von der Leiter, wegen massivem Steuerbetrug.

 

Kommentare zum Kunstraub

<Zitat>

Armer Kissing

Und alles begann so harmlos....Wenn wir geahnt hätten wie dünnhäutig und gewalttätig unser Herr Kissing reagiert, hätten wir die hausinternen Witzeleien, dass der Boss auf der Karriereleiter wie unser Chef aussieht, natürlich unterlassen. Aber wer konnte schon mit so einer Banausenreaktion rechnen ?

Empörend ist allerdings, dass wir erst nach externer Anfrage der Presse bei Herrn Holtkamp nachträglich vom Abriß unterrichtet wurden. Und dann wurden wir auch noch schamlos belogen: die IBB habe die Leiter „ einem interessierten Unternehmen ausgeliehen“, statt offen zu sagen, dass sie auf einem Schrottplatz gelandet ist.

< Ende Zitat>

Leserbrief im Tagesspiegel vom 02.12.2012

 

Leserbrief TAZ

KarinB

07.11.2012

Ich schäme mich als Mitarbeiterin der IBB. Wir sollten uns wirklich anders profilieren.

Standort der Skulptur

Pressestimmen

  • Tagesspiegel
  • swr, Nachtkultur | 6.12.2012, 23.15 | 5:15 min
  • taz 07.11.2012
  • Südkurier 10.11.2012
  • Berliner Kurier 26.11.2012

Lügen - Erpressen - Bereichern...

Die zeitkritische Skulptur "Karriereleiter" wurde vom Vorstandsvorsitzenden Prof. Puchta für eine dauerhafte Aufstellung bestellt. Die Fassade musste angebohrt und mit der Karriereleiter verbunden werden.
Heimlich, ohne den Urheber zu informieren, ließ der Nachfolger Ulrich Kissing die Leiter über Nacht abflexen, weil Ihn die Botschaft störte. Gerüchten zufolge soll er sich in der obersten Manager-Figur erkannt haben. Die entfernte Ähnlichkeit ist diesmal zufällig. Der Bildhauer kannte Kissing nicht.

Interner IBB-Witz:

Guten Morgen, wir haben einen Termin beim Vorstandsvorsitzenden Herrn Kissing.
Möchten Sie den Lift benutzen oder die Leiter?

( Tagesspiegel)



Wegen der hohen Kosten des Abrisses wurden die Mitarbeiter belogen: "Die Leiter sei einem interessierten Unternehmen ausgeliehen worden", in Wahrheit aber ließ er sie auf einen Schrottplatz bringen. Der Schrotthändler Egon Beller, der bisher nicht als Kustmäzen in Erscheinung trat, wäre nach eigener Aussage auch bereit diese zu zerlegen, wenn er den Auftrag dazu bekäme.


Die Bundesverwaltung empfiehlt in ihren Broschüren mit zu entsorgender Kunst pfleglich umzugehen und Ihre Urheber zu respektieren.


Vor einer Ensorgung bei vereinbarter dauerhaften Aufstellung, hätte der Urheber vorab informiert werden müssen. Geradezu unglaublich ist es, diesem als Alternative zum Schrottplatz und einer drohenden "Vernichtung!" die Leiter zum Rückkauf für die volle Kaufsumme anzubieten. Dabei steckt noch ein erheblicher Teil der Konstruktion in der Fassade und im Boden.

IBB-Boss Kissing fiel inzwischen selbst von der Leiter. Er wurde fristlos entlassen, weil er sich bei einem Jahreseinkommen von 526.000 € vor Sozialabgaben drückte und heimlich vor Gericht zog.

Inzwischen klagt Kissing um eine millionenschwere Abfindung. Daraus wird wohl nichts werden. Kissing muss eher ein Strafverfahren fürchten. Er wurde überführt 100.000 € an unberechtigten Ausgleichszahlungen ergaunert zu haben.

Wie lautete die offizielle Begründung für den Abbruch der Karriereleiter?
Unternehmenssprecher Jens Holtkamp:
"Wir haben das Kunstwerk abbauen lassen, weil wir es nicht als Visitenkarte der IBB sehen, und es nicht unserem Leitbild entspricht."

Betrug und Bereicherung als Leitbild einer Elite

Ullrich Du bist nicht allein!

 

Hinweis:

"Geld frisst Kunst , Kunst frisst Geld"
Erschienen im Suhrkamp Verlag
Seite 143 - 144 Das Verschwinden der Karriereleiter